1/1962: Elmshorn,

E1/1962: Heute vor 60 Jahren begann der erste Einsatz des THW Elmshorns

Hochwasser in den 60er Jahren in Elmshorn

Heute vor genau 60 Jahren begann der erste Einsatz für das THW Elmshorn überhaupt. Die Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 führte dazu, dass fast 10 Jahre nach der Gründung des THW Ortsverbands, weite Teile Elmshorns überflutet wurden. Wie unsere Kameraden von damals den Einsatz erlebt haben, möchten wir Ihnen an dieser Stelle anhand des originalen Einsatzberichtes präsentieren. In den kommenden Tagen werden wir täglich den entsprechenden Teil des Berichtes online stellen.

Bericht über den Katastropheneinsatz des Technischen Hilfswerks Ortsverband Elmshorn I/22 anläßlich der Sturmflutkatastrophe in Elmshorn am 16./17. Februar 1962

Dieser Bericht wurde aufgestellt nach den Aufzeichnungen während der Einsatztage und nach den Berichten der Helfer auf der Helferversammlung am 2.03.1962. Der Vorbericht wurde vom Geschäftsführer des Ortsverbandes, Herrn Johs. V. Holdt, zur Verfügung gestellt.

Kurze Schilderung der örtlichen Verhältnisse

Um den ersten Einsatz seit Bestehen des Ortsverbandes Elmshorn beurteilen zu können, ist ein kurzer Rückblick auf die örtlichen Verhältnisse unerläßlich.

Die aus den Erfahrungen dieses Einsatzes zu ziehenden Folgerungen und Lehren werden am Schluß geschildert werden.

Elmshorn hatte vor dem 2. Weltkrieg ca. 22.500 Einwohner. Am 1.1.1945 lebten noch 22.417 Einwohner in unserer Stadt. Diese Zahl erhöhte sich nach 1945 durch den Zuzug von Heimatvertriebenen auf rd. 36.000.

Seit Jahrhunderten ist Elmshorn von Sturmfluten bedroht und bedrängt gewesen. Spuren der Verheerungen durch Wassereinbrüche aus den 16.,17. und 18. Jahrhundert sind bis zum heutigen Tage erhalten geblieben. Über allen ragt die Sturmflut vom 3./4. Februar 1825 mit dem höchsten Wasserstand seit Jahrhunderten hervor. Nach diesem damaligen Höchststand wurden im Laufe des letzten Jahrhunderts die Deichbefestigungen ausgerichtet. Hinweise von maßgeblichen Beobachtern (Schütte, Oldenburg) über die Senkung der Küsten blieben unbeachtet.

Der schon 1863 entworfene Plan zum Bau einer Schutzschleuse in der Krückau wurde der hohen Kosten wegen (100.000,-- DM) verworfen bzw. von Gegnern des Projektes aus oftmals persönlichen Gründen hintertrieben. Letzteres sahen nur den großen Nutzen der Au als einer Lebensader für die Elmshorner Erwerbsverhältnisse. Weitere Ausführungen hierzu sind an dieser Stelle illusorisch.

Es soll aber noch kurz aufgezeigt werden, welche Beobachtungen und Erfahrungen im Laufe der letzten 40 Jahre in der Abwehr von Sturmflutschäden in der Altstadt gemacht wurden.

In allen dem Überschwemmungsgebiet nahe liegenden Straßen waren die Kellerfenster durch erhöhte Vorbauten gesichert; die Haustüren usw. enthielten Nuten und andere Einrichtungen zur Aufnahme vorzusetzender Bohlen; Lehm, Sand und Sandsäcke waren stets griffbereit. Ende der zwanziger Jahre lief die Flut bis zur Gärtnerstraße, 1935 und 1936 erreichte sie ebenfalls diese Grenze. Als dann nach Errichtung der Kläranlagen Schutzdeich hierfür vom alten Außendeich zur Au gezogen wurde, glaubte man, den großen Andrang etwaiger Wassermassen abwehren zu können. Tatsächlich erreichten die Sturmfluten in langen Jahren innerhalb des Stadtgebietes nicht mehr die früheren Höhen.

Die Folge war eine gewisse Gleichgültigkeit in der Bevölkerung und der Wunsch, störende Schutzeinrichtungen zu Gunsten der Modernisierung zu entfernen. Eine neue Generation war herangewachsen. Seßhaft gewordene Neubürger dieser Stadt, denen die Gefahren der Krückau noch unbekannt geblieben waren, mußten erst Erfahrungen sammeln.

Mit Beginn des Jahres 1962, besonders aber in der ersten Hälfte des Monats Februar, herrschten in der Nordsee vielfach orkanartige Stürme. Schon drei Tage vor der Katastrophe waren ungeheure Wassermangen durch den englischen Kanal in die Nordsee gedrückt worden, so daß, als der Orkan auf West-Nordwest drehte, die Elbe und damit auch die Krückau über die normale Höhe angefüllt waren. Die Vormittagsflut am Freitag, den 16.02.1962, trat innerhalb unseres Hafengebiets weit über die Ufer. Der Rücklauf mit der Ebbe war ungenügend. So war bei anhaltendem Orkan mit größter Gefahr durch die nächste Flut zu rechnen.

Bereits kurz nach Mittag meldete Cuxhaven zu erwartendes außerordentliches Hochwasser. In den Abendstunden wurde die Bevölkerung von Elmshorn laufend nach jeweils 30 cm gestiegenem Wasser durch Böllerschüsse gewarnt, die aber vom Wind abgetragen und im Nordteil der Stadt kaum wahrgenommen wurden.

Der Einsatz des Technischen Hilfswerkes

Ein Alarm des Technischen Hilfswerkes von den dafür zuständigen Katastropheneinsatzleitung wurde nicht ausgelöst.

Aus eigenem Antrieb sammelten sich bereits die ersten Helfer am Abend des 16. Februar 1962 ab 20.00 Uhr in der Unterkunft. Es war an diesem Tag keinerlei Dienst vorgesehen. Die Zahl der Helfer wuchs mit vorrückender Uhr. Die Polizei wurde durch einen Melder von der Anwesenheit in der Unterkunft benachrichtigt. Die Kraftfahrer machten die Fahrzeuge startklar, vorhandenes Gerät wurde überprüft und griffbereit gestellt. Wie sehr diese Maßnahmen uns später zum Vorteil gereichten sollten, war zu diesem Zeitpunkt noch keinem klar. So ergab sich, daß bereits am späten Abend des 16.2. über 20 Helfer, ohne alarmiert zu sein, zu Einsatz bereitstanden.

 Wenn nun versucht wird, in der Folge die Einsätze ungefähr zeitlich darzustellen, so muß dabei ausdrücklich gesagt werden, daß längst nicht alle Hilfstätigkeiten erfaßt werden konnten. Bei den turbulenten Zuständen innerhalb der ganzen Stadt blieb keine Zeit und Möglichkeit rapportmäßig Aufzeichnungen zu machen. Es mußte viel rekonstruiert werden. Was aber hier niedergelegt ist, erhabt den Anspruch unbedingter Wahrheit. Wohl werden bei einzelnen Einsätzen Namen genannt, aber sie sind nicht alle aufgeführt. Der besondere Nachweis der eingesetzten Helfer zeigt, daß 21 Helfer einundfünfzig Stunden ununterbrochen im Einsatz waren und ihre Familien nicht aufsuchten. Abwechselnd schliefen sie jeweils auf dem Boden der Unterkunft oder in den Fahrzeugen für höchsten 2 – 3 Stunden.

Der Bevölkerung wie auch manchem Helfer ist erst bei der Katastrophe klargeworden, wie vielseitig das THW eingesetzt werden kann. Es war in diesen Tagen tatsächlich Mädchen für alles. Wo hingegen die Feuerwehr und auch das Deutsche Rote Kreuz vornehmlich feste Aufgaben haben.

Freitag, den 16. Februar 1962

Die Helfer versammeln sich in der Unterkunft. Nach dem Nachrichtendienst im Rundfunk gegen 22.00 Uhr wird Einsatzbereitschaft angeordnet. Die Helfer kleiden sich ein. Die Polizei wird benachrichtigt. Fahrzeuge und Gerät werden startklar gemacht.

Um 23.00 Uhr erbittet die Polizei Einsatz in der Neuen Straße/ Ecke Gerberstraße. Dort ist ein alter Giebel teilweise eingestürzt. Ein Trupp unter Leitung von G. Marten fährt raus. Die Trümmer werden auf evtl. Verschüttete durchsucht, der Rest des Giebels wird zur Beseitigung weiterer Gefahren niedergelegt.


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