1/1962, Elmshorn,

E1/1962: Vielfältige Einsatzaufgaben, das THW ist "Mädchen für alles"

Rückbau der Behelfsstege im Lönsweg, nach dem Rückgang des Wassers, durch die Helfer W. Pachur, G. Marten, K. Maack und H.-H. Harder

Beim ersten Einsatz überhaupt, konnte das THW Elmshorn in den 9 Tagen Unterbeweisstellen, wie vielseitig das THW eingesetzt werden kann. Nach diesem Einsatztag und insgesamt 51 Stunden im Einsatz konnten die Helfer erstmals wieder nach Hause entlassen werden. Was zu vor alles noch passiert ist, lesen Sie hier:

Sonntag, den 18. Februar 1962

Bis zum Tagesanbruch werden Einzelaufträge erledigt. Die Helfer kommen auch in dieser Nacht kaum zum Schlaf. Alle bleiben im Einsatz. Keiner wird in seine Wohnung entlassen.

Auf Anordnung der Stadtwerke wird gegen Morgen mit dem Bau einer Fernsprechleitung vom Umschaltwerk der Schleswag, Ecke Sandberg/Burdiekstraße, zum Schützenplatz und von dort zum Alten Markt (Trafo) begonnen. Der Bau durch die Stadt ist schwierig. Es wird geschafft (Leerhoff und Trupp). Diese Leitung bleibt auch nach Beendigung des Einsatzes liegen. Erst 14 Tage später kann sie abgebaut werden.

In der Gerberstraße sind zwei große Wohnblocks völlig von Wasser eingeschlossen. Zur Versorgung der Einwohner werden Stege gebaut. Das aus Sandberg 14 wird erneut abgesteift und gestützt. Die Bewohner des Lönsweges Nr. 6 (großer Block) sind restlos vom Wasser eingeschlossen. Sie werden mit Lebensmitteln versorgt. Das Gebäude läßt sich nur mit großer Mühe erreichen. Die Langen Pionierhosen reichen kaum aus, um durch das Wasser zu kommen. Die Haustüren liegen zu dieser Zeit noch unter Wasser. Auch in der Krummen Straße wird ein Steg gebaut, denn auch hier sind die Einzelhäuser restlos vom Wasser umgeben. Es steht noch in den Wohnungen.

Ein Mkw fährt nach Pinneberg, um ein großes Notstromaggregat und OP-Ausrüstung zu holen.

Die Bewohner der Straße Kaltenhof werden versorgt in Zusammenarbeit mit dem DRK. Eine Familie wird zur Notunterkunft Schule Langelohe gebracht.

Auf dem Holzplatz der Firma Schüder & Kremer wird Holz zum Stegebau bereitgestellt. Es wird zum Lönsweg befördert. Dort soll für die Bewohner ein Steg gebaut werden.

Bei der Firma Heine & Co. in der Berliner Straße ist im Keller lagerndes, fest eingepacktes Papier so gequollen, daß die Kellerdecke gehoben wird. Acht Helfer bemühen sich mit Brechstangen, Seilen, Beilen und Ketten, das verschachtelt gepackte Papier zu entfernen. Nach stundenlanger Arbeit ist die Gefahr gebannt.

Am späten Nachmittag wird der Hauptwasserkanal nach Anforderung durch den Einsatzleiter von 6 Helfern umgeleitet.

Das Notstromaggregat wird von den Stadtwerken geholt und wieder zum Einsatz betriebsfertig gemacht. An der Ecke Lornsenstraße/Adolfstraße wird Gasrohrbruch gemeldet. Die Stadtwerke werden verständigt und ein Trupp von dort gleich zur Reparatur geholt.

Aus dem Haus Lornsenstr. 41 - zurückliegendes Gartenhaus - wird Kleidung und Wäsche für die am Sonnabend geborgene Wöchnerin geholt. An der Rudolf-Diesel-Straße wird ein Bus der Firma Grube aus dem Wasser geborgen und zum Flamweg geschleppt. Dabei ist unser 60 m Tau gerissen. Aus einer Kellergarage an der Lornsenstraße wird ein neuer Pkw, der völlig im Wasser steht, auf die Straße gezogen. Im Hause Flamweg 121 wird eine drohende Heizkesselexplosion verhindert. Im Hause Flamweg 124 wird der Kellerinhalt geborgen. Aus einem Haus in der Kirchenstraße wird ein völlig unterkühlter alter Mann geborgen, der bereits seit der Nacht von Freitag auf Sonnabend dort bewußtlos auf seinem Bett gelegen hatte. Die Wohnung hatte unter Wasser gestanden. Er wird ins Krankenhaus gebracht.

Der Versorgungstrupp für die Feuerwehren ist auch an diesem Tag laufend zur Kraftstoffanfuhr unterwegs. Der Kraftstoff muß von der Tankstelle Grauer Esel geholt werden.

Erst gegen 22.00 Uhr ist die Masse der Helfer für den geplanten Stegebau von der Lornsenstraße zum großen Wohnblock am Lönsweg frei. Bis auf einen kleinen Trupp‚ der zur anderweitigen Verfügung in der Unterkunft zusammen mit einen Mkw bleibt, ist alles an der Arbeit. Mit Scheinwerfern, Motorsäge usw. wird in 1 1/2 Stunden der Auftrag fertiggestellt. Dabei stehen die Helfer zu Teil noch, allerdings mit Pionierhosen ausgerüstet, bis Brust im Wasser. Es werden ca. 300lfd. m Bohlen verarbeitet und zwanzig Böcke gerichtet. Außerdem genügt nicht nur der Stegebau zum Gebäude selbst. Da die einzelnen Eingänge noch unter Wasser stehen, muß um den ganzen Block in den 30 bis 40 Familien wohnen, Bohlenbelag gelegt werden. Erwähnenswerte Anerkennung und Dankbarkeit der Bewohner.

Die völlig übermüdeten Helfer werden um 24.00 Uhr in ihre Wohnungen entlassen. Eine Gruppe von 8 freiwilligen Helfern verbleibt auch in dieser Nacht als Bereitschaft in der Unterkunft. Am Abend des Sonntages hat den OB ein Telegramm aus Kiel erreicht, das den Einsatz des Ortsverbandes für Montag an der Bundesstraße bei Itzehoe vorsieht. Durch ein Telefongespräch mit dem Landesverband wird der Einsatz dort abgesagt, da in Elmshorn noch Arbeit genug verbleibt.


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